Humboldt-Universität zu Berlin - Prof. Dr. Dr. h.c. Susanne Baer

Anne-Marlen Engler

Promovendin

 

Kurzlebenslauf

seit 11/2016 Promotionsförderung durch die Hans-Böckler-Stiftung

04/2016 – 08/2016 Stipendiatin am Law&Society Institut Berlin im Rahmen eines Research Track Stipendiums

05/2013 -11/2014 Studentische Hilfskraft am Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung Berlin

09/2012 - 10/2015 Studium der Rechtswissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin mit Absolvierung des Ersten Juristischen Staatsexamens; Universitärer Schwerpunkt: Rechtsgestaltung und Rechtspolitik am Lehrstuhl Öffentliches Recht und Geschlechterstudien; Schwerpunktsarbeit zum Thema „Von Gemeinnutz bis Zivilgesellschaft – Die Genealogie des Begriffes Gemeinwohl seit der Neuzeit“

10/2011 - 09/2012 Studentische Hilfskraft am Gender-Zentrum Marburg

02/2010 - 09/2012 Studium der Rechtswissenschaften an der Phillips-Universität Marburg mit Absolvierung der Zwischenprüfung

 

Forschungsthema und Kurzexposé

Flüchtlingslager als Orte des Ausnahmezustands? Eine rechtssoziologische Untersuchung.

Die Rede vom „Ausnahmezustand“ tauchte im vergangenen Jahr immer wieder insbesondere in Bezug auf die „Griechenland-Krise“ und die „Flüchtlingswellen“ in der Berichterstattung verschiedener Zeitungen auf. Geprägt wurde der Begriff von Carl Schmitt, der ihn als den Zustand der extremen Not, in dem „der Staat bestehen bleibt, während das Recht zurück tritt“, beschreibt (Schmitt, 2004, S.18). Der international intensiv rezipierte Philosoph Giorgio Agamben radikalisierte dieses Konzept, indem er in Homo Sacer beschrieb, dass dem modernen Rechtsstaat der Ausnahmezustand immanent sei. Insbesondere das Lager markiert Agamben dabei als einen Raum, „der sich öffnet, wenn der Ausnahmezustand zur Regel zu werden beginnt“ (Agamben, Homo Sacer, 2002, S.177).

Auch in den Rechtswissenschaften wird das Konzept des Ausnahmezustands diskutiert. Insbesondere im Spannungsfeld von Freiheit und Sicherheit thematisierten zahlreiche Rechtswissenschaftler/innen die Frage nach der Ausnahme vom Recht (Vgl. Frankenberg, Staatstechnik: Perspektiven auf Rechtsstaat und Ausnahmezustand, 2010; Kaiser, Ausnahmeverfassungsrecht, 2018). Gleichzeitig fand sich auch Kritik an Agambens Konzept des Ausnahmezustands, die die innere Stimmigkeit von Agambens Werk sowie dessen fehlender rechtshistorischer Bezug bemängelte (exemplarisch: Staff, Im Niemandsland, Rechtsgeschichte Legal History, 2004).

Das Forschungsprojekt wird das Konzept des Ausnahmezustands aus rechtstheoretischer und rechtssoziologischer Perspektive bearbeiten und dabei eine juristische Analyse der Flüchtlingslager erarbeiten. Diese soll sich auf den Bereich der Lager beschränken, da sie als Nomos der Moderne für Agamben von zentraler Bedeutung sind. Der empirischen Forschung liegt dabei die Frage zu Grunde, inwiefern es sich bei Flüchtlingslagern um rechtsfreie, nicht regulierte Enklaven inerhalb des Rechtsstaats handelt. Dazu sollen ausgewählten Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünfte empirisch untersucht werden; insbesondere drei Akteursebenen stehen dabei im Fokus: Die Rechtsetzung, Rechtsprechung und Rechtsmobilisierung. Ziel der Arbeit ist es, damit ein differenziertes Verständnis des Theorems des Ausnahmezustands zu entwickeln, Flüchtlingsunterkünfte als exemplarische Fälle eines tatsächlichen oder behaupteten Ausnahmezustands kritisch zu untersuchen und darauf einen Beitrag zum Verständnis von Rechtsstaatlichkeit im Allgemeinen zu begründen.

 

Publikationen

  • ? Private Sicherheitsfirmen in Flüchtlingsunterkünften ? Probleme, Befugnisse, Grenzen des Handelns privater Akteure im öffentlichen Auftrag?, Asylmagazin 4/2019.

 

  • Der Ausnahmezustand als rechtssoziologische Analyse. Ein Debattenbeitrag?, Kriminologisches Journal, 2/2019.

 

  • "Shifting the question to law itself: Agamben's permanent state of exception and German refugee camps in empirical research." Zeitschrift für Politikwissenschaft 28/2018.

   https://link.springer.com/article/10.1007/s41358-018-0146-z

 

  • "Hausverbote in Flüchtlingsunterkünften", Asylmagazin, 5/2018.

 

  • mit Lisa Mangold: "Wer wird repräsentiert? Die Debatte um Schwangerschaftsabbrüche", DISKUS, 2/2018.

 

  • "Anmerkungen zur Pränataldiagnostik - Zwischen neoliberaler Eugenik und dem Kampf für das Recht auf Abtreibungen", Forum Recht, 03/2017.

 

  • "Hausverbot für Grundrechte", Hinterland Magazin, 34/2017.

 

  • „Mein Körper – wessen Entscheidung? Schwangerschaftsabbruch als Bündnisfeld reaktionärer Kräfte“, mit Lisa Mangold, Forum Recht, 01 /2017.

 

Vorträge

  • "Autonomy through law? The ambivalent role of law in the German reception facilities." Vortrag auf der jährlichen Migration Conference in Bari, Juni 2019.

 

  • "Zwischen Abschreckung und menschenwürdigem Existenzminimum? Die Notunterkunft im Flughafen Tempelhof Berlin als (nicht-)rechtlicher Raum." Vortrag auf der zweiten Konferenz des Netzwerk Flüchtlingsforschung, Oktober 2018.
  • "German refugee accommodation between social welfare and privatization: The role of security companies in German emergency shelters." Vortrag auf der jährlichen Konferenz der International Society of Public Law in Hong Kong, Juni 2018.

 

  • "The emergency shelter at Berlin Tempelhof as an exemplary case of the permanent state of exception? A legal sociological analysis." Vortrag auf der State of Emergency Conference des Deutschen Historischen Instituts in Paris, November 2017.

 

  • "Internationaler Pro-Choice Aktivismus und juristische Perspektiven", zusammen mit Natalja Kolodziejska und Sarah Diehl, Workshop auf der Wissenschaftler*innen Werkstatt der Hans-Böckler-Stiftung, September 2017.

 

  • "Trustworthiness, political activism and 'the refugee' as an empirical category – methodological experiences from a pilot study in Berlin.” Vortrag auf dem refugee research methodology workshop des Raoul Wallenberg Instituts in Istanbul, November 2016.

 

  • "Neuköllner Flüchtlingsunterkünfte als exemplarische Fälle eines Ausnahmezustands? Erste Ergebnisse einer qualitativen Studie." Vortrag auf der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie September 2016.

 

Kontakt

anne-marlen.engler@hu-berlin.de