Humboldt-Universität zu Berlin - Prof. Dr. Ulrike Lembke

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Projektstudium mit Archivarbeit "Frauenbewegungen in der DDR und der Wendezeit"

Sommersemester 2020 und Wintersemester 2020/21

Lehrende:

Prof. Dr. Ulrike Lembke

 

Ort & Zeit: 

Do, 10.00-12.00 Uhr wöchentlich (DOR 24, 2.102)
Zwei Archivbesuche ggf. zu einem anderen Termin
 

Kurzbeschreibung: 

Zum Thema des Seminars

Im "Winter der Anarchie" 1989/90 trat eine laute, veränderungsfreudige und vielfältige DDR-Frauenbewegung an die Öffentlichkeit und forderte Teilhabe an politischen Umwälzungen und die Entwicklung eines demokratischen, feministischen und antirassistischen Sozialismus.

In der DDR selbst waren emanzipatorische Frauenbewegungen weniger sichtbar. Zum einen gab es staatlich organisierte Frauenverbände mit Alleinvertretungsanspruch, zum anderen waren feministische Frauen häufig aktiv in Friedens- oder Umweltbewegungen, Bürgerrechts- und Menschenrechtsgruppen und brachten dort feministische Themen ein. Bekannt, sicht- und hörbar wurden aber "Frauen für den Frieden", auch wenn die Stasi beharrlich annahm, es müsse ein männlicher Mastermind hinter dieser Bewegung stecken, sowie einige Protagonistinnen oppositioneller Gruppen. Andere Frauen- und Lesbengruppen arbeiteten in kirchlichen oder privaten Räumen, um staatliche Repressionen zu vermeiden.

Im Herbst 1989 bildete sich in Küchen, Kirchen und auf der Straße innerhalb weniger Wochen eine Frauenbewegung, welche den DFD (Demokratischen Frauenbund Deutschlands) als staatlich organisierte Vertretung aller Fraueninteressen delegitimierte und lautstark Anspruch auf Mitgestaltung politischer Prozesse und Veränderungen erhob. Am 11. Oktober 1989 gründete sich aus verschiedenen Frauengruppen und Zusammenhängen die Gruppe lila offensive mit dem Ziel, sich in die politischen Umbruchprozesse aus Frauensicht einzumischen. Sie trug maßgeblich zur Gründung des Unabhängigen Frauenverbandes am 3. Dezember 1989 bei, der feministische Perspektive am Runden Tisch einbrachte, sich bei den unabhängigen DDR-Frauenbewegungen und der kurzen Frauenbewegung der Wendezeit gingen dann ganz unterschiedliche Wege.

 

 

Projektstudium: Ablauf und methodische Zugriffe

Im Mittelpunkt des Projektstudiums steht das forschende Lernen. Die Teilnehmenden des Seminars entwickeln eine eigene Forschungsfrage, an der sie über zwei Semester mit geeigneten Methoden und begleitet von mehreren Feedback- und Reflexions-Runden arbeiten.

Das Sommersemester dient der Themenfindung, der Entwicklung der Fragestellung, dem Erlernen von geeigneten Methoden und der Erstellung eines Exposés. Um uns Originalquellen zu erschließen, werden wir unter Begleitung einer* Historikerin* zwei einschlägige Archive (GrauZone und FFBIZ) besuchen und eine Einführung in Archivarbeit erhalten. Außerdem wird das Digitale Deutsche Frauenarchiv seine Arbeit vorstellen und wir werden mit Zeitzeuginnen* ins Gespräch kommen. Daneben sollen Exposés entstehen, welche über Forschungsstand, Fragestellung, Gegenstand, Materialien und Methoden der individuellen Forschungsprojekte informieren.

Im Wintersemester stehen die (interne) Präsentation des Forschungsprojekts, die Reflektion des Forschungsprozesses und die Erstellung einer endgültigen Projektpräsentation im Mittelpunkt. Auf Grundlage des Exposés entsteht ein Forschungsmanuskript, welches im Seminar präsentiert und diskutiert wird. Die nach einer Reflexionsphase erstellten finalen Ergebnisse des Projektstudiums können unterschiedlich ausgestaltet sein und als Publikation, Blogbeitrag, öffentliche Veranstaltung oder Ausstellung einen über das Seminar hinaus sichtbaren Beitrag zum Forschungsfeld leisten.

 

Organisatorisches:

Voraussetzung für die Teilnahme am Projektstudium sind der Abschluss von Modul 1 und 2 des Master Gender Studies sowie die aktive Seminarteilnahme in beiden Semestern.

 

Die Zahl der Seminarteilnehmenden ist auf 18 Personen beschränkt.

 

Das Seminar findet statt in Kooperation mit dem DDF (Digitales Deutsches Frauenarchiv), dem FFBIZ - Archiv Berlin und dem Archiv GrauZone bei der Robert-Havemann-Gesellschaft.