Humboldt-Universität zu Berlin - Prof. Dr. Eva Inés Obergfell

Humboldt-Universität zu Berlin | Juristische Fakultät | Prof. Dr. Eva Inés Obergfell | Forschungsinstitut Eigentum und Urheberrecht in der Demokratie

Das Humboldt-Forschungsinstitut Eigentum und Urheberrecht in der Demokratie

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Das Humboldt-Forschungsinstitut Eigentum und Urheberrecht in der Demokratie verfolgt das Ziel, Zusammenhang und Zusammenwirken von Demokratie und Eigentum an immateriellen Gütern zu erforschen und dabei das Urheberrecht als wesentlichen Bestandteil einer freiheitlich verfassten Gesellschaftsordnung wissenschaftlich zu fördern und weiterzuentwickeln.

Besonderes Augenmerk wird auf die Geschichte, Tradition und Bedeutung des Eigentums als Rechtsinstitut im modernen Verfassungsstaat und seine Anreiz- und Schutzwirkung als Privatrecht für schöpferische und damit verbundene unternehmerische Leistungen gelegt. Vor dem Hintergrund einer zunehmend digitalisierten Lebensrealität und fortschreitender Internationalisierung sollen philosophische Grundlagen, verfassungsrechtliche Rahmenbedingungen, gesellschaftlich berechtigte Erwartungen sowie ökonomische Konsequenzen des Urheberrechts unter besonderer Berücksichtigung der Anforderungen einer demokratischen Ordnung und individuell-aufgeklärter Selbstbestimmung untersucht werden. Teil der Fragestellungen ist die rechtliche Handhabung von Daten und daraus gewonnener Informationen. Es stellt sich insoweit die grundlegende Frage einer rechtlichen Qualifizierung von Daten und deren Zuordnung. Das Institut soll der interdisziplinären wissenschaftlichen Erforschung dieser Themen gewidmet sein.

Dem Urheberrecht kommt in Deutschland, Europa sowie international in wirtschaftlicher, kultureller, wissenschaftlicher und wissensgesellschaftlicher Perspektive eine Schlüsselfunktion zu. Urheberrechte sind Voraussetzung jeder schöpferischen Tätigkeit. Verwandte Schutzrechte gewährleisten Investitionsschutz für Medienunternehmen, welche die verantwortungsvolle Aufgabe der Vermittlung sowohl schöpferischer Leistungen als auch von Informationen übernehmen. Auf diese Weise bildet das Urheberrecht das Fundament für eine qualitativ hochwertige Vermittlung von Schöpfungen und Informationen an die Gesellschaft, gibt dieser Identität und ermöglicht sowie stabilisiert eine aufgeklärte Demokratie.

Die thematische Konzentration auf das Zusammenspiel von Eigentum, Urheberrecht und Demokratie rechtfertigt sich auch vor dem Hintergrund einer nicht abreißenden Kritik am Urheberrecht als rechtlicher Institution, die im Wissenschaftskontext, aber darüber hinaus auch in der heutigen Wissens- und Mediengesellschaft nach wie vor breiten Raum einnimmt. In der Rechtswissenschaft gewinnen rein ökonomische, soziologische und technische Ansätze zur Analyse und Bewertung des Urheberrechts Zuspruch, die dessen eigentumsrechtlichen Schwerpunkt negieren bzw. ignorieren und in deren Folge Urheber und Leistungsschutzberechtigte konsequent aus dem Urheberrecht verdrängt werden („Urheberrecht“ ohne Urheber). Mit der dadurch geförderten Erosion der Akzeptanz des Urheberrechts geht eine zunehmende gesellschaftliche Infragestellung des professionellen Wissenschaftsbetriebs, der pluralistischen Medienlandschaft und des freien Pressewesens als Grundpfeiler jeder freiheitlich-demokratischen Grundordnung einher. Faktenorientiertes Wissen wird oftmals durch eine meinungsgeladene Äußerungskultur verdrängt. Die Frage nach dem Stellenwert des Urheberrechts als Eigentum in unserer freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft ist daher äußerst virulent und bedarf der profunden wissenschaftlichen Analyse.

Das Forschungsinstitut etabliert ein wissenschaftliches Forum, um forschungsbasiert und diskursiv das Urheberrecht als Eigentum wieder zu entdecken, interdisziplinär zu beleuchten und Vorschläge für ein zukunftsfähiges Urheberrecht und Lizenzsystem zu erarbeiten, welches in der freiheitlichen und verfassungsmäßigen Ordnung unserer Gesellschaft fest verankert ist.