Humboldt-Universität zu Berlin - Integrative Research Institute Law & Society (LSI)

Recht und Religion

Ansprechpartner: Prof. Dr. Christian Waldhoff, Prof. Dr. Martin Heger, Prof. Dr. Georg Essen

Der Schwerpunkt widmet sich einerseits dem Verhältnis der beiden normativen Ordnungen
‚Recht‘ und ‚Religion‘ zueinander; andererseits sollen die Methodiken der jeweiligen
Wissenschaften – Rechtswissenschaft und Theologie – verglichen und in ihrer Interaktion
verstanden werden.


Recht und Religion haben enge Beziehungen zueinander: Die weltliche Rechtsordnung muss
sich mit dem Phänomen der Religion auseinandersetzen – die umgekehrte Sichtweise fragt
nach dem Verhältnis der Religion zu weltlichen Ordnungen. Beide normativen Ordnungen –
die Religion wie das Rechtssystem – halten „Schnittstellen“ zur Berücksichtigung der jeweils
anderen Normen vor, die der Kompatibilisierung dienen. Es liegt die These nicht fern, dass
sich beide Ordnungen durch die Interaktion mit der anderen verändern. In diesem
Schwerpunkt wird deshalb die je unterschiedliche „Gesetzlichkeit“ unterschiedlicher
Religionen und Konfessionen in ihrer Wechselwirkung auf die Beziehungen zum weltlichen
Recht zu untersuchen sein.


Eine weitere Untersuchungsebene widmet sich den beiden Wissenschaften: Theologie und
Rechtswissenschaft weisen strukturell bemerkenswerte Parallelen auf, gehen doch beide von
vorgegebenen Texten, die zu interpretieren sind, aus; die Texte erheben normative Ansprüche
und ihre Interpretationen werden zu Dogmen verdichtet. Die verbindliche Textauslegung ist
bestimmten Institutionen übertragen, denen die Wissenschaft „zuarbeitet“. Die
Interpretationsmethoden sind jeweils Hauptgegenstand der jeweiligen Wissenschaft. Daraus
ergeben sich eine Reihe von Untersuchungsfragen: Gibt es eigene Hermeneutiken und welche
Funktion hätten sie? Welche Rolle spielt die Historisierung des auszulegenden Textes (in
diesem Zusammenhang wären dann auch Auslegungsdiskurse zu vergleichen)? Diffundieren
Elemente der einen in die andere normative Ordnung, spitzen sich Interpretationsprobleme zu?
Solche Rezeptionsprozesse können wechselseitig sein und bedürfen einer interdisziplinären
Bearbeitung.

Laufende Forschungsprojekte:

 Berliner Studien zum Jüdischen Recht