"Das Strafverfahren als politische Waffe - Zu den europäischen Grenzen missbräuchlicher Prozessführung und der Resilienz des deutschen Strafverfahrensrechts"
Projektbeschreibung:
(For English please see below)
In diesem von der DFG geförderten Projekt wird die Entwicklung der Politisierung des Strafrechts im europäischen Rechtsraum unter dem Aspekt der missbräuchlichen Prozessführung aus politischen Gründen näher untersucht und die rechtlichen Implikationen herausgearbeitet. Zentrales Ziel ist es, einen europäischen Maßstab missbräuchlicher Prozessführung zu entwickeln, anhand dessen sich nationale Rechtssysteme überprüfen lassen. Die Überprüfung de lege lata erfolgt für das deutsche Rechtssystem mit dem Ziel, die Frage zu beantworten, inwieweit im nationalen Rechtssystem die gesetzlichen Regelungen des Strafverfahrens eine dysfunktionale Prozessführung zulassen und inwieweit sie (nicht) verhindern, dass das Strafverfahren von einzelnen innerstaatlichen Akteuren als Waffe gegen den Betroffenen missbraucht wird. Dabei sollen gerade die systemischen Schwächen des deutschen Rechts herausgearbeitet werden. Neben der Analyse der allgemeinen Strukturen des Strafverfahrensrechts unter dem Gesichtspunkt der Anfälligkeit für (politischen) Missbrauch werden drei konkrete Problemfelder in den Blick genommen, die exemplarisch für den Einsatz des Strafverfahrens als Waffe stehen und aufgrund der mit ihnen verbundenen besonderen Belastungen von Bedeutung sind: die Untersuchungshaft, die (bewusste) Verfahrensverschleppung sowie die Instrumentalisierung der (medialen) Öffentlichkeit. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse erfolgt eine Bewertung der Resilienz des deutschen Rechtssystems. Dort, wo das deutsche Recht den europäischen Anforderungen nicht genügt, werden Lösungsansätze de lege lata und de lege ferenda entwickelt, um die Resilienz des deutschen Rechts gegenüber Missbrauch durch innerstaatliche Akteure zu stärken.
Darüber hinaus werden im Rahmen eines internationalen Workshops die konkreten nationalen Dimensionen des politischen Missbrauchs des Strafverfahrens in verschiedenen europäischen Ländern (namentlich Griechenland, Georgien, Italien, Polen, Spanien und Türkei) herausgearbeitet.
Project description:
This project, funded by the German Research Foundation (DFG), examines the development of the politicisation of criminal law in Europe from the perspective of politically motivated abuse of legal process and identifies the legal implications. Its central aim is to develop a European standard for abusive proceedings that can be used to evaluate national legal systems. The de lege lata review of the German legal system aims to answer the question of the extent to which the legal provisions of criminal procedure allow for dysfunctional proceedings and the extent to which they (do not) prevent criminal proceedings from being misused by individual domestic actors as a weapon against the person concerned. The aim is to identify systemic weaknesses in German law. In addition to analysing the general structures of criminal procedural law from the point of view of susceptibility to (political) abuse, three specific problem areas will be examined that are exemplary for the use of criminal proceedings as a weapon and are important due to the particular burdens associated with them: pre-trial detention, (deliberate) delays in proceedings, and the instrumentalisation of the (media) public. On the basis of these findings, the resilience of the German legal system is assessed. Where German law does not meet European requirements, de lege lata and de lege ferenda solutions are developed to strengthen the resilience of German law against abuse by domestic actors.
In addition, an international workshop will explore the specific national dimensions of political abuse of criminal proceedings in various European countries (namely Greece, Georgia, Italy, Poland, Spain and Turkey).
Projektführung (project management):
Dr. Anneke Petzsche, M.Sc. (Oxford)
E-Mail: anneke.petzsche@hu-berlin.de
Studentische Hilfskraft:
Paula Rädke
E-Mail: paula.raedke.1@hu-berlin.de