Humboldt-Universität zu Berlin - Integrative Research Institute Law & Society (LSI)

Klimakreis

Klima und Recht – Umbrüche und Kontinuitäten

 

Der Klimawandel ist im Recht angekommen. Spätestens der Klimaschutzbeschluss des Bundesverfassungsgerichts vom März 2021 hat offengelegt, wie groß die Umbrüche im Recht angesichts des Klimawandels sind und wo ein Umdenken notwendig ist. Doch weil er nicht außerhalb des Rechts steht, ist der Klimawandel nichts per se Neues. Es gibt bereits zahlreiche Regelungen, Rechtsprechung und Verwaltungspraxen zum Klimaschutz, zur Klimaanpassung sowie zur Finanzierung der „Klimawende“. Zudem liegen sowohl in den klassischen Rechtsgebieten des Verfassungs-, Europa-, Völker-, und Verwaltungsrechts als auch in etablierten interdisziplinären Kontexten Wissensressourcen, aus denen es zu schöpfen gilt. Daran muss die Rechtswissenschaft anknüpfen, wenn sie sich dem Themenbereich Klima zuwendet.

 

Der Klimakreis ist der Diskussion dieses Wissens gewidmet. Als Online‑Lesekreis eröffnet das geplante Projekt einen interdisziplinären Austausch zu Grundsatzfragen im Bereich Klima und Recht und bringt Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Institutionen zusammen. Ziel ist es, die Anknüpfungspunkte für Klimafragen im Recht und seinen Kontexten sowie in der Rechtswissenschaft auszumachen und bekannte Diskurse weiterzuentwickeln. Es geht darum, hier das Verhältnis von notwendiger Erneuerung und bereits bestehendem Wissen nachzuzeichnen. Der Klimakreis macht es einerseits möglich, Grundlagentexte zu diskutieren und sie im Licht des Klimawandels zu beleuchten; andererseits können Texte zum Klimarecht auf ihre Grundlagenbedeutung hin diskutiert werden.

 

Im Online‑Diskussionsformat des Klimakreises werden Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Forschungsbereichen und aus einem internationalen Kontext mit einem bereits veröffentlichten Text eingeladen, um diesen in einem institutionell diversen Umfeld konstruktiv zu diskutierten. Die Veranstaltung wird drei Mal pro Semester stattfinden, wovon ein Termin die Möglichkeit eröffnet, einen noch nicht veröffentlichten Text als Work-in-Progress-Paper vorzustellen – so bietet er auch jüngeren Wissenschaftler*innen ein Forum für wertvollen Austausch über aktuelle Forschung. Die Teilnahme am Klimakreis soll allen Interessierten aus den Fachkreisen offenstehen.

 

Das Diskussionsformat wendet eine zu diesem Zweck entwickelte Methode an, die sich als Abwandlung der „critical friends-Methode“[1] beschreiben lässt: Eine im Voraus eingeladene Person stellt den Text einer*s ebenfalls anwesenden Autors*in in einem ersten Intervall vor. Sie nimmt eine wohlwollend kritische Haltung dem Text gegenüber ein und zeichnet während der ersten zehn Minuten als „critical friend (CF)“ mögliche Diskussionspunkte vor. Daran schließt sich eine moderierte Diskussionsrunde an. Die Runde beginnt mit kurzen Rückfragen an den/die CF. Sodann werden kritische Punkte von den am Kreis Teilnehmenden diskutiert. Der/die Autor*in sowie der/die CF nehmen hieran nicht aktiv Teil. Eine*r der Einladenden moderiert die Diskussion. Für diesen Teil sind mindestens 45 Minuten vorgesehen. Er wird abgeschlossen durch ein Statement des/der Autor*in. Danach folgt eine Zusammenfassung durch den/die CF. Diese Zusammenfassung kann auch als Feedback an die Gruppe gelesen werden. Die Moderation schließt den Kreis mit einem Ausblick auf die kommende Sitzung ab. Der Klimakreis dient damit auch der Erprobung einer Methode, deren Ziel es ist, in freundlicher Atmosphäre eine inhaltlich kritische Diskussion zur grundlegenden Fragestellung des Projekts zu ermöglichen.

 

 

In einer Sitzung im März 2024 besteht für teilnehmende Doktorand*innen und Postdocs die Gelegenheit, ein eigenes Paper zum Themenbereich "Procedure v. Substance in Harm Prevention?" zur Diskussion zu stellen; auch Work-in-Progress-Arbeiten können eingereicht werden. Der Call for Papers mit weiteren Informationen ist hier verfügbar. 

 

[1] Die „Critical Friends-Methode“ wurde für Feedback unter Kolleginnen und Kollegen entwickelt.

 

 

 

Nächste Sitzung: 

12. März 2024, 19 Uhr, Zoom: "Civil society participation and the question of legitimacy at the UNFCCC: the case of the Women and Gender Constituency" mit Hannah Birkenkötter und Birgit Peter. Den Text finden Sie hier.