Humboldt-Universität zu Berlin - Prof. Dr. Philipp Dann

Humboldt-Universität zu Berlin | Juristische Fakultät | Prof. Dr. Philipp Dann | Forschung | (Post-)Koloniale Rechtswissenschaftsgeschichte

(Post-)Koloniale Rechtswissenschaftsgeschichte

 

Das Projekt (post)koloniale Rechtswissenschaftsgeschichte in Deutschland möchte eine Forschungslücke füllen, die in einer unzureichenden Befassung mit dem deutschen Kolonialrecht und der Kolonialrechtswissenschaft besteht. Eine Gruppe von rund 20 Forscherinnen und Forschern aus Deutschland untersuchen anhand von unterschiedlichen Themen und Rechtsgebieten, wie das Recht und die Rechtswissenschaft den deutschen Kolonialismus mit konstituiert haben, wie die Rechtswissenschaft das Kolonialrecht rezipiert, integriert, konzeptualisiert, legitimiert oder etwa auch kritisiert hat. Darüber hinaus soll das Projekt auch die Zeit nach dem deutschen Kolonialismus in den Blick nehmen. Es soll ermitteln, welche Kontinuitäten Recht und Rechtswissenschaft der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus und der Bundesrepublik Deutschland zum deutschen Kolonialrecht und seiner Rechtswissenschaft aufweisen. Wir denken an Kontinuitäten in rechtlichen Strukturen, dogmatischen Figuren, Begrifflichkeiten, Theoremen und rechtswissenschaftlichen Diskursen. Dieses Projekt und anderer Arbeiten zu diesem Themenkomplex sollen dazu beizutragen, die Bedeutung des deutschen Kolonialismus für die deutsche Rechtswissenschaft und heutige rechtliche Strukturen besser einschätzbar zu machen. Da das Kaiserreich für das deutsche Recht bekanntlich eine eminent prägende Epoche war, vermuten wir größere Kontinuitäten, Pfadabhängigkeiten und bis heute nachweisbare Spuren als bislang allgemein angenommen wurde. Die hierauf aufbauende Frage ist die nach einer reflexiven, ihrer Ursprünge bewussteren „postkolonialen“ deutschen Rechtswissenschaft.  

Das Projekt zielt auf die Publikation eines gemeinsamen Bandes und wird in Zusammenarbeit mit Prof. Isabel Feichtner (Würzburg) und Prof. Jochen von Bernstorff (Tübingen) durchgeführt. Ein erster Workshop fand im Mai 2019 statt, ein zweiter ist für den Herbst geplant.