Humboldt-Universität zu Berlin - Forschungsinstitut für Völker- und Europarecht

Wettbewerb 2004 in Berlin

Das Institut für Völker- und Europarecht der Humboldt-Universität zu Berlin hat in diesem Jahr die deutsche Ausscheidung des völkerrechtlichen Wettbewerbs Philip C. Jessup International Law Moot Court Competition ausgerichtet. Die Veranstaltungen fanden vom 26. bis 29. Februar in Berlin statt. Den Wettbewerb gewann als »Best Team« das Team der Friedrich-Schiller-Universität Jena vor dem Team der Humboldt-Universität zu Berlin und demjenigen der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), das zugleich den Preis für den besten Schriftsatz (»Best Memorial«) gewann. Der Preis für den besten Redner (»Best Oralist«) ging an eine Teilnehmerin des Jenaer Teams. Die beiden besten Teams, von der Universität Jena und der Humboldt-Universität, fahren zu den internationalen Endrunden vom 28. März bis 2. April 2004 nach Washington.

Der Jessup Moot Court wird seit 1959 jährlich von der International Law Students Association (ILSA) mit Sitz in Chicago (früher in Washington) veranstaltet und hat sich zum weltgrößten internationalen Moot-Court-Wettbewerb entwickelt. In seinem 45. Jahr verzeichnet er die Rekordbeteiligung von mehr als 500 Teams aus über 80 Ländern. Die deutschen Vorentscheidungen werden traditionell durch die Universität desjenigen Teams ausgerichtet, das den deutschen Wettbewerb im Vorjahr gewonnen hat. Da das von Prof. Tomuschat betreute Team der Humboldt-Universität 2003 in Jena praktisch alle einschlägigen Preise – Best Team, Best Oralist und Best Memorial – gewonnen hatte, fiel die Ausrichtung des diesjährigen Wettbewerbs an dieses Institut. In der Sache geht es beim Jessup Moot Court um einen fiktiven Fall vor dem IGH, den die studentischen Teilnehmer in Teams zu vier bis fünf Personen unter sachkundiger Anleitung ihrer jeweiligen Universitäten bearbeiten und aus Kläger- und Beklagtensicht in Schriftsätzen (Memorials) und mündlichen Verhandlungen vertreten. Der diesjährige Fall betraf Fragen der Zuständigkeit des neugeschaffenen Internationalen Strafgerichtshofs und der Strafbarkeit von Individuen nach Völkerrecht. Die Vorbereitungen zur deutschen Ausscheidungsrunde begannen bereits im Juli 2004 mit einer Einladung an alle völkerrechtlichen Lehrstühle Deutschlands, die Studenten auf den Jessup Moot Court aufmerksam zu machen und Teams zur Teilnahme bei der ILSA in Chicago anzumelden. Mit Teams von 14 deutschen Universitäten – einem mehr als 2003 – hat auch der deutsche Wettbewerb in diesem Jahr seine bislang stärkste Beteiligung verzeichnet. Alle Teams reichten zum 16. Januar 2004 ihre Schriftsätze zum Fall ein und nahmen an den mündlichen Ausscheidungsrunden teil.

Als Juroren konnten angesehene Völkerrechtler und Praktiker gewonnen werden, die bereits über Erfahrungen mit Moot-Court-Wettbewerben verfügen. Auf der Richterbank unterstützten uns in diesem Jahr der ehemalige Richter am Internationalen Gerichtshof in Den Haag, Dr. Carl-August Fleischhauer, der Richter am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, Dr. Hans-Peter Kaul, der Botschafter der Republik Argentinien in Deutschland, Enrique Candioti, gegenwärtig Präsident der Völkerrechtskommission der Vereinten Nationen, der Leiter der Rechtsabteilung des Auswärtigen Amtes, Dr. Thomas Läufer, und die Rechtsanwältinnen Dr. Kerrin Schillhorn von der Kanzlei Zenk aus Köln und Dr. Ursula Wellen von der Kanzlei Allen & Overy aus Frankfurt. Besonders hervorzuheben ist, daß mit Herrn Fleischhauer und Herrn Kaul Angehörige der für den diesjährigen Fall unmittelbar einschlägigen Institutionen, IGH und Internationaler Strafgerichtshof, gewonnen werden konnten.

Die deutsche Ausscheidung begann am Donnerstagabend, dem 26. Februar 2004, mit einem Empfang im völkerrechtlichen Lesesaal der Bibliothek der Juristischen Fakultät der Humboldt-Universität am Bebelplatz, der sogenannten »Kommode«. Auf dem Empfang wurden die Begegnungen für die Vorrunden ausgelost und die Mitglieder der Jury vorgestellt. Die Vorrunden fanden am Freitag, den 27. Februar 2004, in Vorlesungsräumen der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität im Berliner Dom statt. Vor zwei mit je drei Juroren besetzten Panels traten die Teilnehmer zur mündlichen Verhandlung des Falles an. Jedes der Teams plädierte entsprechend der ausgelosten Verteilung einmal als Kläger (Applicant) und einmal als Beklagter (Respondent). Die Verhandlungen waren öffentlich. Eine Reihe von Interessierten, darunter Freunde und Familienangehörige der Teilnehmer sowie Studenten der Fakultät, machten von dieser Möglichkeit Gebrauch. Am Abend empfing Dr. Jan Willisch, Partner der Rechtsanwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer, die Teilnehmer des Wettbewerbs und die Juroren in den Geschäftsräumen der Kanzlei am Potsdamer Platz. Auf dem Empfang wurden die Teams bekanntgegeben, die sich aufgrund ihrer Plazierung in den Vorrunden als Teilnehmer des Halbfinales qualifiziert hatten. Außer den drei bereits eingangs genannten Teams gehörte hierzu das Team der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

Die beiden Halbfinalerunden wurden am Samstagmorgen, dem 28. Februar, im Vorlesungssaal im Berliner Dom ausgetragen. Die Verhandlungen fanden vor der kompletten »Richterbank« von sechs Juroren statt, die im Anschluss nach ausführlicher Beratung die Sieger, die Einzug ins Finale hielten, verkündeten. Die Seitenverteilung im Finale wurde durch Münzwurf entschieden; das Team der Humboldt-Universität trat als Kläger und das der Universität Jena als Beklagter an. Das Finale (»Championship Round«) fand am Nachmittag vor vollem Saal in Räumen der Juristischen Fakultät statt. Die Siegerehrung erfolgte auf einem gemeinsamen Abendessen am Samstag abend im Restaurant »Die zwölf Apostel«, das die Rechtsanwaltskanzlei Allen & Overy durch eine großzügige Zuwendung exklusiv sponsorte. Prof. Tomuschat, Direktor des veranstaltenden Instituts, würdigte die Anstrengungen der Teilnehmer und ihrer Betreuer. Alle Teilnehmer wurden namentlich vorgestellt und erhielten eine Urkunde über die erfolgreiche Teilnahme. Der Sieger der Championship Round wurde feierlich durch das Mitglied der Jury, den ehemaligen Richter am IGH Fleischhauer, verkündet. Die drei besten Teams erhielten ebenso wie das Team mit dem besten Schriftsatz Buchpreise, die die Verlage Carl Heymanns (Köln) und Walter de Gruyter & Co. (Berlin) gespendet hatten. Der »Best Oralist« erhielt ein durch den Verlag Walter de Gruyter & Co. gestiftetes Jahresabonnement der Zeitschrift JURA. Nach der Siegerehrung hob der Richter am Internationalen Strafgerichtshof, Hans-Peter Kaul, in einer Rede das insgesamt hohe Niveau der von den Teams erarbeiteten und vertretenen rechtlichen Argumente hervor und betonte die Bedeutung des Völkerstrafrechts für die völkerrechtliche Praxis der Zukunft. Während des Abendessens gratulierte Dr. Tobias Pusch, Senior Associate bei Allen & Overy in Hamburg, in einem »Dinner Speach« den Teilnehmern und unterstrich die Bedeutung einer international ausgerichteten Anwaltschaft aus Sicht der kautelarjuristischen Praxis. Der Abend endete mit einem feierlichen Dank Prof. Tomuschats an die Juroren.

Außer den bereits namentlich genannten Sponsoren trugen die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius (Hamburg) und die Bibliotheksgesellschaft – Freunde der Juristischen Fakultät der Humboldt-Universität e.V. – durch Geldspenden maßgeblich zum Erfolg der Veranstaltung bei.

Berlin, den 8. März 2004
Prof. Dr. Dr. h.c. Christian Tomuschat
Institut für Völker- und Europarecht