Humboldt-Universität zu Berlin - Forschungsinstitut für Völker- und Europarecht

Wettbewerb 2005 in Frankfurt/Oder

May it please the reader,
wir sind das Team der Humboldt-Universität zu Berlin im Phillip Jessup Moot Court 2005, bestehend aus Jacqueline Freier, Christian Schliemann, Änne Neumeyer, Anne-Marie Storch und Georg Scherpf.

In einem Rückblick möchten wir unsere Erfahrungen dieses halben Jahres harter Arbeit und großer Emotionen schildern, die letztlich in einem glanzvollen Höhepunkt in Frankfurt (Oder) endeten. Alles begann mit einem kleinen Archipelstaat in einem fiktiven Ozean...

Im vorliegenden Fall stehen sich zwei Staaten vor dem Internationalen Gerichtshof gegenüber, die für ihr Recht auf Wiedergutmachung eintreten. Auf der einen Seite verlangt Appolonia Ersatz für den Verlust seines Schiffes Mairie Maru und des damit transportierten nuklearen Materials. Der Archipelstaat Raglan hingegen besteht auf Ersatz der Kosten der Dekontamination seines Gebietes, die ihm durch das Versenken des Schiffes entstanden sind. Der Gerichtshof hatte darüber zu entscheiden, ob das Kentern des Schiffes auf das Verhalten eines raglanischen Piraten zurückzuführen sei oder aber von Appolonia zurechenbar verursacht wurde.

Außerdem musste das Gericht beurteilen, ob das daraufhin erfolgte Versenken des Schiffes durch raglanische Kräfte rechtmäßig war. Diese Begehren wurden von Vertretern beider Staaten vorgetragen, jeweils dargestellt von zwölf Teams deutscher Universitäten. Bewertet wurden die Schriftsätze und der Vortrag von einer Reihe hochrangiger Juristen, welche freiwillig als Richter fungierten.

Zunächst standen wir vor der Herausforderung, beide Seiten dieses Rechtsstreits zu repräsentieren. Nachdem die Fakten herausgearbeitet und die ersten Argumentationslinien entwickelt waren, teilten wir das Team in die widerstreitenden Staaten auf. Von da an arbeiteten wir uns systematisch durch das Labyrinth aus internationalen Vertragswerken, Entscheidungen internationaler Gerichte und umfassender Literatur zum Thema, stets unterstützt und angeleitet durch unseren Trainer Ingo Niemann und gefördert durch Herrn Prof. Dr. Tomuschat. Nun brachten wir unsere Ideen zu Papier, die letztendlich drei Monate später in zwei Schriftsätzen resultierten, welche die Basis unserer mündlichen Argumentation bildeten. Vor dieser Präsentation jedoch wurden wir, dank der kritischen und überaus konstruktiven Hilfe unserer freiwilligen Richter, in vielen Probedurchläufen unserer mündlichen Plädoyers in die hohe Kunst des Plädierens eingeführt.

Im Februar trafen wir endlich in Frankfurt (Oder) ein, wo der Lehrstuhl für Öffentliches und Internationales Recht der Viadrina-Universität alles sehr gut organisiert und vorbereitet hatte. In einer erfolgreichen ersten Runde qualifizierten wir uns für das Halbfinale, in welchem uns der Gewinner des Vorjahres, das Team der Friedrich-Schiller-Universität Jena, gegenüber stand. Trotz einer langen Nacht harter Arbeit, in der wir die Klageschrift des gegnerischen Teams analysierten und unser Plädoyer darauf abstimmten, entschieden die Richter zu Gunsten unserer Herausforderer. Dennoch erreichte das Team der Humboldt-Universität den vierten Platz und einer unserer Teammitstreiter, Georg Scherpf, wurde zum »Best Oralist« gekürt, was bei einem großartigen Abendessen gebührend gefeiert wurde.

Rückblickend wurde uns nach einer anfänglichen Enttäuschung klar, was wir durch die Teilnahme am Phillip Jessup Moot Court für uns gewonnen haben. Dazu gehören die Freude an der Arbeit im Team, die enorme Verbesserung des eigenen mündlichen Vortrags sowie ein beträchtliches Wissen auf dem Gebiet des Völkerrechts.

Solltet ihr einmal die Möglichkeit haben, an einem solchen Wettbewerb teilzunehmen, nutzt diese Chance!

Berlin, den 9. November 2005
Änne Neumeyer
Institut für Völker- und Europarecht