Humboldt-Universität zu Berlin - Prof. Dr. Dr. h.c. Susanne Baer

VL Rechtssoziologie

Lehrende:

Prof. Dr. Susanne Baer, LL.M. (Michigan) - derzeit Richterin des Bundesverfassungsgerichts, Autorin des Lehrbuchs "Rechtssoziologie"

 

Ort & Zeit:

Montags 8 - 12 Uhr im Audimax der HUB (Raum UL 6, 2116), unregelmäßig (Termine unten, erste Vorlesung am 30.10.!)
 

Themen:

Sie benötigen das Lehrbuch Baer, Rechtssoziologie, 3. Auflage 2016, - die Veranstaltung baut darauf auf. Zu jedem Termin müssen Sie die relevanten Teile durcharbeiten und Ihre Fragen zur Vorlesung mitbringen. In der Vorlesung soll diskutiert werden, was Sie gelesen haben und was Sie im Themenfeld interessiert.

30.10.17 - Einführung & Wissen: Warum ist Recht heute wichtig? Was finden Sie problematisch, was wertvoll? Wo und wie begegnet Ihnen Recht in der Wirklichkeit? Was müssen Sie wissen, um einen juristischen "Fall" oder Sachverhalt oder Konflikt "lösen" zu können? Welches Wissen steuern welche wissenschaftlichen Disziplinen bei, um einen "Fall" zu verstehen? Welchen Fall finden Sie derzeit besonders interessant - und warum?

20.11.17 Historisierung: Welche Fragen stellen sich heute zum Recht? wie hat sich die Betrachtung von Recht als sozialem, kulturellem, ökonomischem Phänomen entwickelt? Wie und warum entstand "Rechtssoziologie"? Was ist Recht heute: Rechtspluralismus?

27.11.17 System & Rationalisierung: Inwiefern ist Recht ein gesellschaftliches System, neben anderen Systemen wie Politik oder Kultur, Wirtschaft usw. (Luhmann)? Inwiefern lässt es sich als Rationalisierung verstehen (Weber)?

04.12.17 Ökonomie und Effizienz: Ist Recht ein ökonomischer Faktor? Wie hat Marx das verstanden und wonach fragt heute die ökonomische Theorie des Rechts? Was ist Recht aus einer demokratietheoretischen Perspektive (Habermas)?

Kritik: Was aus einer kritischen Perspektive? Welche Kritik setzt wo an: Diskurstheorie, der Rechtsrealismus der "Crits", Feminismus, Antirassismus, Postkolonialismus, Queere Rechtskritik? Regieren wir uns mittlerweile schon selbst? Und was ist Recht 4.0?

18.12.17 "Rechtsstab": Wer setzt Recht und wer setzt es durch: wer sind die Regulierungsakteure heute, wer arbeitet juristisch? Und wie - mit welchen Methoden - lässt sich das empirisch untersuchen?

8.01.18 Rechtsetzung: wie funktioniert das? Wie lassen sich unterschiedliche Regulierungsprozesse beschreiben? Welche Ebenen und welche Modi der Regulierug gibt es? Lässt sich Rechtsetzung als Politikzyklus verstehen als Teil von "Governance" verstehen, oder eher als Regime?

22.01.18 Mobilisierung von Recht: Wie wird Recht mobilisiert? Wer tut das, wer nicht? Welche Hürden gibt es? Wie funktioniert das bei Menschenrechten und Völkerrecht? Wie funktioniert dann konkret die Rechtsanwendung durch Gerichte und andere Institutionen?

12.02.18 Folgen & Effekte: Welche Folgen hat Recht? Was ist Geltung, was Wirkung, was Durchsetzung, was Strafe? Was ist "symbolische Gesetzgebung"? Was tut ein Gesetzgeber beim "nudging"?

Kurzbeschreibung:

Während der LV werden Informationen und Austausch über moodle im Wesentlichen online ermöglicht. Dort finden Sie auch alle Informationen zu Prüfungen. 

 

Recht – das ist mehr als ein Urteil oder ein Gesetz oder ein Vertrag: Recht ist auch ein soziales Phänomen und eine Kulturerscheinung. In der Vorlesung geht es um Perspektiven auf Recht jenseits der Rechtsdogmatik (also dem System geltender Regeln) und den praktischen Umgang mit Recht, als Regulierung. Wer setzt eigentlich Recht und wer setzt es um und durch, welche Folgen hat Recht tatsächlich, wie wirken gesellschaftliche und soziale Machtverhältnisse – also Sexismus, Rassismus, Heteronormativität etc. - im und durch Recht? Wie wird Recht in der Gesellschaft wahrgenommen, welches Rechtsbewusstsein haben Menschen und wer mobilisiert Recht oder hat auch keinen Zugang zur Rechtsdurchsetzung?

 

Vermittelt werden grundlegende Kenntnisse zum „Rechtsstab“, Regulierung und Regelungsfolgen, Gerichtsverfahren und andere Mechanismen institutionalisierter Konfliktlösung und zu Rechtswirkungen und -folgen. Behandeln werden die wichtigsten Ansätze und Theorien aus der Rechtssoziologie, aber auch aus jüngerer Forschung zu Recht und Kultur (einschließlich der populären Darstellungen z.B. in Krimis) und aus den kritischen – marxistischen, feministischen, postkolonialen usw. - Ansätzen in der Rechtswissenschaft sowie Konzepte, um Rechtspluralismus heute - der EU, der Globalisierung, des Staates und der Religionen usw. - zu verstehen.

 

Die Teilnahme setzt voraus, sich auf jeden Termin selbstständig vorzubereiten.

 

Materialien: Grundlage ist das Lehrbuch Baer, Rechtssoziologie, 3. Auflage 2016. Vertiefungsmaterialien werden über moodle bereitgestellt.

 

Prüfung: Die Klausur findet am Dienstag, den 27.02.2018 statt.

 

Bemerkung: Gender-Studierende erbringen die für die Teilnahmebestätigung erforderliche spezielle Arbeitsleistung durch ein Essay, dessen Thema in der letzten Vorlesungsstunde bekannt gegeben wird. Gender-Studierende im Master haben zudem die Möglichkeit, die Klausur zum Ende des Semesters als MAP mitzuschreiben.