Forschungsprogramm
Die mittelfristigen Forschungsschwerpunkte des Lehrstuhls lassen sich vier Themenfeldern zuordnen. Diese betreffen das Internationale Strafrecht und die neuere Strafrechtsgeschichte sowie die Schnittstelle der beiden Bereiche. Neben den im Folgenden skizzierten Themenfeldern werden am Lehrstuhl weitere größere Einzelvorhaben zum deutschen Straf- und Strafprozessrecht bearbeitet.
- Das Themenfeld 1: International Criminal Law - Beyond the ICC betrifft im Kern das Völkerstrafrecht, rückt dabei aber auch Fragen jenseits des Internationalen Strafgerichtshofes in den Blick. Exemplarisch für diesen Zugriff steht das 2022 abgeschlossene Forschungsprojekt zur juristischen Intervention zivilgesellschaftlicher Akteure im Internationalen Strafrecht im Rahmen von Netzwerken strategischer Prozessführung. In dieses Themenfeld fällt auch die fortlaufende Arbeit an dem Lehr- und Handbuch zum Völkerstrafrecht sowie die Kommentierung im Münchener Kommentar.
- Im Themenfeld 2: Transnational Criminal Law – Historical and Domestic Dimensions wird mit dem sog. Transnationalen Strafrecht ein weithin vernachlässigter Teilbereich des Internationalen Strafrechts behandelt. Die strafrechtlichen Bestimmungen in internationalen Abkommen (und unionsrechtlichen Rechtsakten) etwa auf den Gebieten der Korruption, des Menschenhandels, des Terrorismus und der Organisierten Kriminalität bilden heute ein globales Netz miteinander verflochtener Strafrechtsstrukturen. Ein Vorhaben betrifft etwa die Geschichte der Internationalisierung des Strafrechts in Deutschland, die weitgehend auch eine solche der Rezeption internationalen Vertragsrechts ist.
- Das Themenfeld 3: Africa, Criminal Justice, and the Colonial Past ist als Querschnittsmaterie konzipiert, knüpft an die an der Fakultät vorhandene Expertise im Forschungsfeld Afrika und Transitional Justice an und integriert bereits bestehende Netzwerke (u.a. das African-German Research Network for Transnational Criminal Justice).
- Ausgangspunkt für das Themenfeld 4: Politisches Strafrecht und politische Strafprozesse ist das Forschungs- und Dokumentationsprojekt zum Stammheim-Prozess, das 2021 in einer ersten Projektphase abgeschlossen wurde. In dieses Themenfeld fallen auch die bisherigen Arbeiten zu Terrorismus und Terrorismusstrafrecht. Perspektivisch wird es darum gehen, das Themenfeld begrifflich weiter zu fixieren sowie in seiner historischen Dimension, aber auch im Blick auf aktuelle Entwicklungen (z.B. NSU-Prozess) vergleichend zu bearbeiten.